Die Aufnahme eines Pflegekindes verändert die Dynamik einer Familie erheblich. Besonders für die leiblichen Kinder bedeutet dies eine große Umstellung, die sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt.
Veränderungen in der Familie durch ein Pflegekind
Wenn ein Pflegekind in die Familie kommt, wird die ursprüngliche Familienstruktur erweitert. Das bedeutet, dass sich das Leben aller Familienmitglieder verändert: Die leiblichen Kinder erleben neue Verhaltensweisen, Unsicherheiten und manchmal auch belastende Erfahrungen des Pflegekindes, wie Trennungen oder traumatische Erlebnisse. Diese Veränderungen können bei den leiblichen Kindern Gefühle von Verwirrung, Verletzung oder Zurückweisung hervorrufen.
Es ist wichtig, diese Prozesse bewusst zu begleiten und die Bedürfnisse der leiblichen Kinder ernst zu nehmen. Dabei spielen offene Kommunikation, Verständnis und Unterstützung eine zentrale Rolle. Die Familien sollten gemeinsam reflektieren, wie sie mit den Veränderungen umgehen und wie sie die Stabilität für alle sichern können.
Erfahrungen und Gefühle der leiblichen Kinder
Leibliche Kinder berichten, dass sie die Situation unterschiedlich wahrnehmen: Manche empfinden den Verlust von engen Kontakten zu Pflegegeschwistern, andere sorgen sich um das Wohl ihrer Eltern oder fühlen sich in ihrer eigenen Rolle in der Familie bedroht. Besonders in der Pubertät oder bei älteren Kindern ist die Wahrnehmung sehr individuell.
Erwachsene leibliche Kinder erinnern sich, dass die Zeit mit Pflegekindern sowohl bereichernd als auch belastend war. Sie haben erlebt, wie Pflegekinder das Familienleben auf den Kopf stellen können, und haben gleichzeitig gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Wichtig ist, die leiblichen Kinder weiterhin sichtbar zu machen, ihre Gefühle zu respektieren und ihnen Raum für ihre eigenen Erfahrungen zu geben.
Unterstützung für Familien
Vor der Aufnahme eines Pflegekindes sollten Eltern gemeinsam mit Fachberatern überlegen, welche Erwartungen und Bedenken bestehen. Es ist essenziell, die leiblichen Kinder in den Prozess einzubinden, ihre Sorgen ernst zu nehmen und ihnen Sicherheit zu vermitteln. Regelmäßige Gespräche, offene Kommunikation und das Angebot, Gefühle zu teilen, sind dabei hilfreich.
Auch das Umfeld, wie Schule, Nachbarn oder Freunde, spielt eine Rolle. Transparenz und Verständnis können helfen, Vorurteile abzubauen und das Familienleben zu stabilisieren.
Fachliche Begleitung
Fachberater sollten die leiblichen Kinder als wichtigen Bestandteil der Pflegefamilie ansehen. Ihre Wahrnehmungen und Gefühle sind entscheidend für das Gelingen des Zusammenlebens. Wenn Eltern und Fachkräfte die Bedürfnisse der Kinder ernst nehmen und ihnen Unterstützung anbieten, kann das Familienleben gestärkt werden.