Qualifizieren bedeutet, Menschen dazu zu befähigen, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. In der Betreuungs- und Erziehungsarbeit ist die Bezugsperson als Mensch das wichtigste und wirkungsvollste Instrument. Wissen und die Anwendung von Modellen und Methoden stehen erst an zweiter Stelle.
Pflegeeltern erfüllen ihre Aufgabe rund um die Uhr in ihrem privaten Lebensraum. Sie sehen sich nicht nur fachlichen Problemen gegenüber, sondern erleben eine ganzheitliche Herausforderung, die unter die Haut geht. Früher oder später sehen sie sich mit sich selbst, ihrer Geschichte, ihren Ressourcen und Grenzen konfrontiert. Das „Wissen“, wie man mit Situationen umgehen sollte, reicht für die Bewältigung nicht aus. Gefühle lassen sich nicht der Einsicht unterordnen. Sie verändern sich erst, wenn ein Erkenntnisprozess vollzogen werden kann, das heißt, wenn sich die persönliche Beziehung zu einer Thematik von innen heraus verändert. Sie benötigen Fähigkeiten und Kompetenzen, die sich nicht innerhalb kurzer Zeit in Vorlesungen oder Kursen erwerben lassen.
Ein hilfreiches, nachhaltiges und praxisorientiertes Bildungsangebot unterstützt Pflegeeltern in ihrem persönlichen Entwicklungs- und Erkenntnisprozess. Es regt eine intensive Auseinandersetzung mit persönlichen Themen an, schult die Selbst- und Fremdwahrnehmung und hilft dabei, eigene Wünsche und innere Konflikte zu erkennen. Sie werden befähigt und ermutigt, ihre Handlungs- und Reaktionsweisen zu reflektieren, vorgefasste Meinungen von Erziehung und Beziehung loszulassen und sich bei der Förderung des Kindes von dessen Entwicklungsmöglichkeiten und emotionalen Bedürfnissen leiten zu lassen.
Sie gewinnen Feingefühl und Sicherheit in der oft schwierigen Zusammenarbeit und entwickeln eine wohlwollende, annehmende Grundhaltung gegenüber allen Beteiligten. Nur auf dieser Basis können sie vermitteltes Wissen zum Wohle der ihnen anvertrauten Kinder und ihrer eigenen Familie nutzen.
Bei der Vermittlung von fachlichem Wissen und grundlegenden Informationen, etwa zu rechtlichen Rahmenbedingungen, ist der Einsatz von Seminaren aus zeitökonomischen Gründen besonders sinnvoll. Die Wissensvermittlung und die Besprechung bestimmter Themen in der Gruppe erleichtern den Bewerbern oftmals die Auseinandersetzung mit den eigenen Vorstellungen. Die Diskussion mit Gleichgesinnten wird in der Regel als Bereicherung erlebt.
Die Erziehungsstellenbewerber sollen durch die Seminare folgende Möglichkeiten erhalten:
Nach einigen Kennenlerngesprächen, Hausbesuchen und einer Eignungsprüfung werden die Bewerber von uns zur Qualifikationsmaßnahme zugelassen. Wir behalten uns die Auswahl der Bewerber und Teilnehmer sowie die persönliche Eignungseinschätzung vor. Bewerber können selbstverständlich auch abgelehnt werden.
In den (natürlich kostenlosen) Fortbildungen sollen über die eigentlichen Vorbereitungsgespräche mit uns hinaus verschiedene Themen bearbeitet werden, beispielsweise Rechte und Pflichten, Kindeswohl, Herkunftssystem und Biografiearbeit, Trauma und Bindung, grundsätzliche Informationen über Bedürfnisse und Entwicklung von Pflegekindern oder auch typische Phasen von Pflegeverhältnissen.
Es besteht auch die Möglichkeit, erfahrene Pflegeeltern kennenzulernen, die realitätsnah und glaubwürdig von ihren konkreten Erfahrungen berichten können. Für die Bewerber sind solche authentischen Ausführungen von Pflegeeltern eine Hilfe, um ihre Ideale an der Realität zu überprüfen.
Unsere Fachkräfte können durch die Beobachtung der Bewerber:innen in der Gruppe zusätzliche Anhaltspunkte erhalten, die sich in dieser Art im Einzelgespräch möglicherweise nicht ergeben würden.
In acht Halbtagesseminaren mit unterschiedlichen Fachthemen sollen Kenntnisse und Fachwissen vermittelt werden. Die Module sind über das gesamte Jahr verteilt und basieren auf einem Karussellmodell, sodass ein Einstieg jederzeit möglich ist und Termine bei Verhinderung übersprungen werden können.
Unser Bereitschaftstelefon für Krisen- oder Notfälle außerhalb unserer Bürozeiten: